TECHNISCHE INFORMATIONEN
Getriebeöle
Getriebeöle sind flüssige Schmierstoffe, die für den Einsatz in ortsfesten oder mobilen Anlagen eingesetzt werden. Je nach Anwendung werden sie als Industriegetriebeöle oder für den Einsatz in Fahrzeugen (KFZ-Getriebeöle) ausgelegt.
Im Allgemeinen werden für Marine- und Bahnanwendungen Industriegetriebeöle eingesetzt, da die Anforderungen mehr denjenigen stationärer Getriebe ähneln als den in KFZ gebräuchlichen Getriebetypen.
Industriegetriebeöle
Die Bandbreite der für Einsätze in Industrieanlagen verwendeten Getriebetypen ist sehr groß. Alle Typen werden in vielen Baugrößen und Leistungsbereichen eingesetzt.
Die am weitesten verbreiteten Typen sind Stirnradgetriebe, meist mit schräger Verzahnung. Ebenfalls weit verbreitet sind Kegelradgetriebe, auch in Kombination mit Stirnradgetrieben – zur Umlenkung des Kraft- und Momentenflusses. Planetengetriebe werden zur Realisierung großer Drehzahlsprünge eingesetzt; Schneckengetriebe sind hingegen im niedrigen Drehzahlbereich im Einsatz. Weitere Bauformen sind Gleitlagergetriebe (ebenfalls bei hohen Drehzahlen (z. B. an Reglern für Turbinen) und Hypoidgetriebe.
Getriebe dienen zur Übertragung und Umformung von Bewegungen, Kräften und Momenten. Es könnte dabei sowohl die Drehrichtung als auch die Richtung der Bewegung geändert werden. Es gibt Getriebe mit fester Übersetzung – dem Verhältnis von Eingangs- zu Ausgangsdrehzahl -, schaltbare Getriebe mit mehreren Übersetzungsstufen und stufenlose Getriebe, bei denen das Übersetzungsverhältnis über einen weiten Bereich variabel ist.
Leistungsbereiche richten sich nach den erforderlichen Gegebenheiten bzw. dem Bedarf und variieren von einigen Watt bis zu mehreren MW. Die Baugrößen richten sich nach der jeweiligen Einbausituation, werden aber tendenziell kleiner, so dass die Energiedichte steigt.
Obwohl moderne Getriebe bereits mit sehr guten Wirkungsgraden arbeiten wird dennoch ein Teil der durchgeführten Leistung über die unvermeidliche Reibleistung in Wärme umgewandelt. Mit zunehmender Energiedichte steigt auch die abzuführende Wärme an. Um sowohl eine zuverlässige Versorgung mit Schmierstoff als auch eine ausreichende Wärmeabfuhr zu gewährleisten, muss die Zuführung des Getriebeöls anforderungsgerecht erfolgen. In der Mehrzahl der Getriebe wird eine Ölbadtauchschmierung erfolgreich eingesetzt. In größeren und auch in schnelldrehenden Getrieben wird eine Druckumlaufschmierung eingesetzt.
Die Anforderungen an Getriebeöle werden von zahlreichen Faktoren bestimmt:
- Der Schmierfilm muss bei jedem Zahneingriff neu aufgebaut werden.
- Die (Gleit-) Geschwindigkeiten (im Schmierspalt) sind nicht konstant.
- Die Flächenpressungen im Zahneingriff sind sehr hoch.
Daraus resultiert, dass ein gewisser Mischreibungsanteil unvermeidbar ist. Neben den allgemeinen Anforderungen an Schmierstoffe beeinflussen die vorgenannten Aspekte die Auslegung des Getriebeöles – und auch die entsprechende Auswahl für den jeweiligen Einsatz – besonders. Sowohl physikalische Aspekte (Viskosität, Viskositätsindex, Viskositäts-Druck-Koeffizient) als auch chemische (Additivierung) werden so aufeinander abgestimmt, dass Reibung und Verschleiß vermieden werden. Weitere Getriebeeigenheiten, die neben der Konstruktion Einfluss auf die Schmierung haben können, sind fertigungsbedingt und/oder betriebsbedingt. Bei den fertigungsbedingten Faktoren sind vor allem Härte und Oberflächengüte der Zahnflanken zu nennen, bei den betriebsbedingten sind es Belastung, Lastwechsel, Temperatur und Drehzahl sowie Stoßbelastung.
Wegen der Komplexität einerseits und der weiten Anwendungsbereiche ist eine Standardisierung, d. h. Festlegung von Mindestanforderungen, sinnvoll. Die Anforderungen für Getriebeöle sind in DIN 51517 festgelegt. Für spezielle Anwendungen werden herstellerspezifisch zusätzliche Prüfungen und Feldteste zum Nachweis der Eigenschaften des Getriebeöls gefordert.
DIN 51509 beschreibt die Auswahl von Schmierstoffen für Zahnradgetriebe; Teil 1 gilt für Schmieröle, Teil 2 für plastische Schmierstoffe, d. h. Fette.
Die ISO VG–Klassen gelten für Getriebeöle wie bereits beschrieben (Industrieschmierstoffe). Die niedrigeren ISO VG (22 – 68) werden hauptsächlich in schnelllaufenden Getrieben eingesetzt, während im Gros der Anlagen üblicherweise Getriebeöle mit höheren ISO VG (220 – 680) zur Anwendung kommen.
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